Gib mir bitte mal das ... Dings

Veröffentlicht im Februar 2020

 

Kurzfristige Schwierigkeiten das richtige Wort zu finden, kennen viele Menschen – unabhängig vom Alter.

Im Laufe der Sprachentwicklung werden Wörter mit ihren Eigenschaften im sogenannten Mentalen Lexikon abgespeichert. Während einer verbalen Äußerung müssen Wörter aus diesem Lexikon innerhalb von wenigen Millisekunden ausgewählt, für die sprachliche Weiterverarbeitung vorbereitet und letztlich lautsprachlich geäußert werden.

Ein entfallener Name muss jedoch noch keinen Anlass zur Sorge bieten. Faktoren wie Stress, Müdigkeit oder auch die Einnahme von Medikamenten können bei ansonsten gesunden Personen dazu führen, dass konkrete Begriffe zeitverzögert abgerufen werden. Meist hält dieser Zustand nur sehr kurz an und vergessene Begriffe kehren schnell wieder in das Gedächtnis zurück. Diese Art der Wortfindungsstörungen sind nicht behandlungsbedürftig. Anders verhält es sich, wenn eine neurologische Erkrankung, z.B. ein Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Tumorerkrankung oder sonstige Erkrankungen des Gehirns die Ursache für die Wortfindungsstörungen darstellen. Diese Erkrankungen können eine Sprachstörung, die Aphasie, zur Folge haben, welche alle sprachlichen Ebenen (Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben) betreffen kann. Da der Prozess des Wortabrufs  ebenso komplex wie störungsanfällig ist, können auch bei leichten Formen der Aphasie oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen Wortfindungsstörungen zurückbleiben. In diesen Fällen ist eine logopädische Behandlung angezeigt.

Mit zunehmendem Alter können Wortfindungsstörungen häufiger auftreten. Da diese fälschlicherweise mit Vergesslichkeit gleichgesetzt werden, steht oft schnell der Verdacht einer Alzheimer-Demenz im Raum. Allerdings finden bereits ab dem 45. Lebensjahr Abbauprozesse im Gehirn statt, die den Wortabruf aus dem Mentalen Lexikon erschweren. Diese Wortfindungsstörungen können sich zwischen dem 70.-80. Lebensjahr zwar sehr deutlich darstellen (Müller, 2013), müssen jedoch kein notwendiges Anzeichen einer Alzheimer-Demenz sein. Ältere Menschen oder deren Angehörige sollten dann hellhörig werden, wenn zu den Wortfindungsstörungen weitere sprachliche Defizite hinzukommen, die den Alltag einschränken. Zum Beispiel, wenn Gesprächen nicht mehr richtig gefolgt werden kann, in Äußerungen kein roter Faden erkennbar ist und diese deshalb mitten im Satz abgebrochen werden. Außerdem kann ein verringerter Wortschatz dazu führen, dass Gespräche oft kürzer, einfacher und entfallene Begriffe kompensatorisch umschrieben werden (z.B. „das Blaue da draußen“). Diese Faktoren können die Kommunikation innerhalb einer Familie einschränken und somit den Alltag massiv erschweren.

Ärztlichen Rat sollte man suchen, wenn zu diesen sprachlichen Auffälligkeiten Faktoren wie Zerstreutheit, Vergesslichkeit,  Desorientierung, Persönlichkeitsveränderungen oder sozialer Rückzug hinzukommen.