Logopädie als Lichtblick im Lockdown

Veröffentlicht im Februar 2020

Die Auswirkungen des Lockdowns auf die Gesellschaft sind mittlerweile unübersehbar geworden. Im Rahmen unserer Arbeit sind es vor allem Veränderungen an Kindern, die wir deutlich wahrnehmen. Durch Kita-Schließungen und Homeschooling macht sich zunehmend eine Unausgeglichenheit der Kinder bemerkbar. Gründe sind der Verlust der sozialen Kontakte mit Gleichaltrigen, Bewegungsmangel und ein zunehmend höheres Stresslevel innerhalb der Familien.
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf untersuchte in einer Studie die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Demnach fühlten sich 71% der Befragten äußerst oder ziemlich belastet, zwei von drei gaben eine verringerte Lebensqualität an.

Diese Ergebnisse gehen Hand in Hand mit den Beobachtungen, die wir in der sprachtherapeutischen Praxis seit einiger Zeit machen. Stresserleben und das Fehlen der Freunde sind ein häufiges Gesprächsthema geworden. In dieser Zeit verändert sich auch der Aufgabenbereich und die Prioritätensetzung in unserer Arbeit. Das Auffangen von Bedürfnissen der Kinder und die Unterstützung der Familien stehen dabei besonders im Fokus. Unserer Meinung nach kann die regelmäßige Therapie hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Deshalb freuen wir uns, dass wir weiterhin ärztlich verordnete Behandlungen in der Praxis durchführen können. Selbstverständlich arbeiten wir mit einem mehrschichtigen Hygienekonzept und achten auf die Einhaltung der behördlichen Vorgaben.

Eine kontinuierliche Therapie bietet dabei nicht nur Abwechslung für die Kinder, sondern auch eine Anlaufstelle für Eltern mit ihren Problemen im Alltag. Die Unterstützung bei der Bearbeitung der Schulaufgaben und der Austausch über Spielideen zu Hause werden dabei sehr geschätzt. Hinzu kommt, dass viele Kinder durch Bewegungsmangel unausgeglichen und unkonzentriert sind. Durch unseren vielfältig ausgestatteten Bewegungsraum können wir in der Praxis gezielt auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Spaß und Auspowern haben momentan einen noch größeren Anteil.

Durch Quarantäne, Erkrankung, aber auch Unsicherheiten über auftretende Symptome können nicht selten lange Therapiepausen entstehen. Für diesen Fall wurde vorübergehend die Möglichkeit der Videotherapie geschaffen,welche für die Kinder ein absolutes Highlight darstellt. Sie bietet den Vorteil, dass kleinere Übungen angeleitet und später als Spielidee mit in die Familien genommen werden können. Außerdem erhält der/die behandelnde Therapeut*in einen beständigen Eindruck über den Stand der Therapie. Nicht zu vernachlässigen ist zudem das Kontakthalten zwischen Therapeut*in und Kind. Eltern nehmen diese Möglichkeit als Überbrückung gerne an und nutzen die Videotherapien auch, um sich über Möglichkeiten der Sprachförderung im Lockdown beraten zu lassen.

 

Die Pandemie stellt auch uns Therapeut*innen vor neue Herausforderungen und verlangt viel Flexibilität sowie eine andere Prioritätensetzung. Gleichzeitig können wir über die Sprachtherapie hinaus einen Teil dazu beitragen, die vielseitig hohe Belastung für Familien etwas abzumildern sowie für Abwechslung und Ausgleich im Alltag zu sorgen.