Sprachtherapie als Wegbegleiter in die Schule
Eltern stellen sich häufig die Frage wozu ihr Kind in der Lage sein muss, um erfolgreich am Anfangsunterricht teilnehmen zu können. Der Begriff der „Schulfähigkeit“ wird dann oft fehlinterpretiert, denn er suggeriert, dass mit Beginn der 1. Klasse ein fertiges Schulkind im Klassenraum sitzen muss.
Neben den biologischen Voraussetzungen ist ausschlaggebend, ob den Kindern ausreichend Lernmöglichkeiten in den Familien oder Einrichtungen geboten werden, um die notwendigen Kompetenzen für das erfolgreiche Bestreiten den Schulalltags zu erlernen. Solche Lernmöglichkeiten können auch in der Sprachtherapie geschaffen werden.
In der Diskussion über den Schuleintritt nimmt die Sprachförderung einen großen Raum ein. Demnach muss das Kind zum einen ein gutes Sprachverständnis zeigen und zum anderen die notwendigen Ausdrucksmöglichkeiten haben, um sich aktiv am Unterricht beteiligen zu können. Dafür benötigt es einen gewissen Wortschatz, den das Kind in der Schule dann noch weiter aufbaut. Um dies zu gewährleisten, müssen sogenannte sprachliche Basiskompetenzen erfüllt sein. Dabei spielen die Wahrnehmung von Sprache oder die Merkfähigkeit eine wichtige Rolle, um zum Beispiel zu erkennen, dass Sprache aus Sätzen, diese aus Wörtern und diese wiederum aus Silben und Lauten bestehen. Jene analytischen Fähigkeiten müssen in der Schule von der gehörten auf die geschriebene Sprache übertragen werden. Ein Kind, welches beispielsweise nicht analysieren kann welchen Laut es am Anfang eines Wortes hört, wird auch nicht den korrekten Buchstaben schreiben können. Unterstützt werden diese Fähigkeiten z.B. durch Reime, Rhythmusspiele, Klatsch- und Fingerspiele oder Lieder. Hierbei ist unerlässlich, dass Sprache erlebbar wird. Das Erlernen sprachlicher Muster erfolgt zum größten Teil durch aktive Handlungen und dem Zusammenspiel von Aktionen und Reaktionen. In unserer Arbeit ist uns deshalb besonders wichtig, dass die Kinder sprachliche Basisparameter erlernen und darüber hinaus viele sprachliche Erfahrungen machen, die sie selbst initiiert haben. Diese ermöglichen Ihnen einen kreativen Umgang mit Sprache. Da Kinder in Bewegung generell leichter lernen, trainieren wir Sprache unter Einbeziehung sensorischer und motorischer Aspekte. In diesem Rahmen können wir ebenfalls betrachten wie die Kinder ihre Aufmerksamkeit steuern und ob sie sich beispielsweise leicht von störenden Einflüssen ablenken lassen. Nicht zuletzt können die Kinder durch unsere bewegungsorientierte Therapie Ängste ab- und Selbstvertrauen aufbauen, um sich in der neuen sozialen Situation und den neuen Gruppen einzufügen und zu behaupten.
Es kann demnach notwendig sein die Kinder in ihrer körperlichen, kognitiven und sozialen Entwicklung zu unterstützen und ihnen eine gute Basis für den Eintritt in die Schule zu ermöglichen. Die Schule entwickelt die Kinder durch individuelle Erfahrungen dann zu kompetenten Schulkindern.
Josephine Junker
(Klinische Linguistin und Therapeutin in der Logopädischen Praxis Maria Beyer)