Stress bei Kindern

Immer häufiger zeigen bereits Kinder Stressreaktionen. Anders als Erwachsene können sie diese jedoch nicht adäquat benennen oder beschreiben. Evolutionär bedeutet Stress, dass in einer Gefahrensituation alle Kräfte mobilisiert werden müssen, um diese adäquat zu meistern.
Heute hat Stress im Alltag jedoch nur selten etwas mit Gefahr für Leib und Leben zu tun. Woher kommt dann dieser Stress? Wie erkennt man ihn bei Kindern? Und was kann man tun, um ihn zu vermeiden?

Zunächst muss unterschieden werden, ob eine Stressreaktion kurzfristig, also in einer umschriebenen Situation (z.B. eine Klassenarbeit) stattfindet, oder sich langfristig äußert und damit chronischen Charakter annimmt. Chronischer Stress kann beispielsweise durch kritische Lebensereignisse oder Entwicklungsprobleme (Eintritt in Kita oder Schule) ausgelöst werden. Nicht zuletzt können Stressoren jedoch auch im Alltag durch Familie, Freunde, Schule oder in der Freizeit auftreten.

Dieses Stresserleben kann Auswirkungen auf der physischen und der psychischen Ebene haben. Zu den häufigsten physischen Stresssymptomen bei Kindern gehören Kopfweh, Bauchweh, Schwindel, Schlaflosigkeit, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Zu den psychischen Stresszeichen können Ärger, Traurigkeit oder Angst zählen. Wenn Stresssymptome über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden.

Es gibt einige Maßnahmen, die den Umgang mit Stress erleichtern können. Grundsätzlich gilt, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung (insbesondere zuckerarm) den Körper stärken und das Wohlbefinden steigern. Entspannungsübungen, Musik sowie Freunde, Sport und Hobbys sind eine angenehme und einfache Art mit Stress umzugehen. Sie stärken das Selbstbewusstsein und helfen auf andere Gedanken zu kommen. Der Umgang mit oder sogar das Vermeiden von Stresssituationen können durch bewusste Gedankensteuerungen oder ein gezieltes Zeitmanagement (z.B. durch einen Wochenplan) gelingen.
Im deutschsprachigen Raum gibt es zwei Anti-Stress-Programme, die teilweise von den Krankenkassen als Präventionsmaßnahme übernommen werden: das Training „Bleib locker“ von Klein-Heßling und Lohaus (2012) und das „Anti-Stress-Training für Kinder“ von Hampel und Petermann (2003).

Was können wir als logopädische Praxis gemeinsam mit den Eltern tun, um das Stresserleben der Kinder zu reduzieren? Zum einen ist es wichtig Erfolgserlebnisse zu schaffen, um so die Eigenständigkeit zu steigern. Durch Lob, Empathie und das Führen von Gesprächen können Eltern und Therapeuten das Selbstbewusstsein der Kinder stärken und ansprechbar bei Problemen sein. Gleichbleibende Strukturen und Rituale in der Therapie und zu Hause vermitteln Sicherheit und Situationen werden vorhersehbarer. Welche Entspannungsmethoden für die Kinder geeignet sind, kann in der Therapie herausgefunden und Eltern dann entsprechend angeleitet werden.

Des weiteren sollten Eltern sich darüber bewusst sein, dass durch ihren eigenen Modellcharakter bestimmte stressfördernde Verhaltensweisen von den Kindern übernommen werden können. In diesem Zusammenhang gilt es auch den elterlichen Stress zu reduzieren.

 

Josephine Junker
(Klinische Linguistin in der logopädischen Praxis Maria Beyer)